Besuch am HPC-Ladepark am Porsche Zentrum in Berlin-Adlershof

Bei schönem Sommerwetter hat es mich heute Vormittag raus nach Berlin-Adlershof zum dortigen Porsche Zentrum Berlin-Adlershof gezogen (genaue Adresse: Hermann-Dorner-Allee 98, 12489 Berlin). Hinweis: Im Navi meiner ZOE war die Hausnummer 98 nicht auffindbar. Bei der Anfahrt findet man das Porsche-Zentrum aber schon von Weitem durch den hoch aufragenden Solar-Pylon, an dem dutzende von tiefschwarzen PV-Modulen für Energiesorgen, die – laut Aussage des mich begleitenden Servicemitarbeiters – in das Stromnetz der Filiale gespeist werden (ein Speicher für den erzeugten Solarstrom gibt es nicht), leider auch keine Anzeige über die tatsächliche Energieproduktion. So ein Anzeigedisplay, wie man es z.B. von den ALDI-Filialen kennt, würde sich im schicken Eingangsbereich sehr gut machen – natürlich im Porsche-Design.

Nicht unerwartet schick auch das ganze Porsche Zentrum von innen. Es dominieren die Farben Weiß, Silber und Schwarz, viel Glas und Stahl. Die Besucher werden mit frisch belegten Brötchen (es ist 10 Uhr), Wasser, Tee und Kaffee erwartet. An großen Touchdisplays kann man sich die Wartezeit vertreiben, bis die/der nächste Servicemitarbeiter*in Zeit hat. Es herrscht bereits zu dieser Zeit reger Kundenverkehr. Nach kurzer Wartezeit kommt ein freundlicher Mitarbeiter auf mich zu, ich stelle mich vor als Vertreter der Interessengemeinschaft Elektromobilität Berlin-Brandenburg. Ich würde gerne etwas über den Ladepark schreiben, probeladen und technische Informationen bekommen. Der Mitarbeiter ist sichtlich erfreut und holt sofort den Service Leiter, Herrn Höding, der sich nun Zeit nimmt, mich zum Ladepark zu führen und meine Fragen zu beantworten. Ganz ehrlich, toll! Ich habe nicht eine Sekunde das Gefühl, zu stören. Auch spüre ich das Interesse an der Elektromobilität bei Porsche. Davon können sich viele andere eine dicke Scheibe abschneiden. Ich bin mir sicher, dass man mir hier sofort und gerne einen Taycan oder zumindest einen PlugIn-Hybriden verkauft hätte (wenn man denn welche liefern könnte…aber das ist ein anderes Thema) und eben nicht versucht hätte, mir einen (reinen) Verbrenner zu verkaufen. Das passt schonmal.

Der Ladepark ist, im Vergleich zu manchem Tesla Supercharger-Standort, noch ein „Pärkchen“ und befindet sich direkt vor dem Eingang zum Porsche-Zentrum, etwas links davon (an den Einfahrten zum Gelände auch ausgeschildert – habe ich bei VW, Audi oder Daimler noch nicht gesehen!). Er besteht derzeit aus viel Ladestationen, zwei davon mit je einem Typ2-Ladekabel (Kabel sind fest verbaut, man braucht also auch im Winter, bei Regen oder nachts das eigene Ladekabel nicht extra aus dem Kofferraum zu zerren – mitgedacht!) und zwei Porsche-HPC-Ladestationen, die schon sehr spacig und extravagant aussehen. Schlank und rank ragen sie aus dem Boden, das dicke Kabel (Gel-gekühlt!) kommt von einem kleinen Ausleger von oben, so hängen die Kabel nicht auf dem Boden herum. Tesla hat das so ähnlich vorgemacht und wenn man davor steht versteht, spürt man sofort den Unterschied zu all den anderen Schnellladestationen, an denen die Kabel ineinander verdrillt (Typ2, CCS und CHAdeMO) an der Station hängen und teilweise auf dem Boden liegen. Ganz offen: Genau DAS ist KEIN Modell für die Zukunft, das will keiner. Tesla und Porsche zeigen, dass es besser geht. Was hier aber fehlt: Eine Überdachung, denn so schönes Wetter wir heute haben wir in Deutschland trotz Klimawandel nicht durchgehend zu erwarten. Elektromobilität – und dazu gehört das Laden eben fest dazu – muss auch bei Regen oder Schneefall halbwegs bequem zu machen sein, auch und gerade bei einem Premium-Anbieter wie Porsche. Welcher Porschekunde will schon beim Tanken, auch wenn es nur 3 Minuten dauert, nass werden? Hier sollte Porsche nachrüsten. Licht ist übrigens durch eine LED-Laterne vorhanden. Wifi wäre schön.

Die Stecker an den beiden HPCs sind im Grunde normale CCS-Combo2-Stecker, d.h. mit Typ2 (oben) und CCS (unten), obwohl hier ja nur CCS, also die beiden Gleichstromanschlüsse, genutzt werden. Laden können hier also alle Fahrzeuge mit einem CCS-Anschluss und zwar mit bis zu 150 kW! Fahrzeuge mit dem japanischen CHAdeMO-Anschluss können hier in Adlershof nicht laden, zumindest nicht am Schnelllader.

Abrufen kann diese Ladeleistung bislang kein Fahrzeug, aber der IONIQ sollte schon ganz gut hier bedient werden, es kann ja mit max. 70 (oder 80?) kW an CCS laden. Die Bedienung erfolgt über ein Touch-Display und muss durch einen Mitarbeiter des Porsche-Zentrums durch eine RFID-Karte freigeschaltet werden. Das Laden kostet dort derzeit nichts und ist während der Öffnungszeiten möglich; ob eine Freischaltung und Nutzung auch außerhalb der Öffnungszeiten bzw. via Ladekarte/App, z.B. von NewMotion oder PlugSurfing, möglich wird, ist noch nicht entschieden. Ziel ist es, dass jedes Porsche-Zentrum mit solchen HPCs ausgestattet wird, was nicht ganz einfach ist, da Porsche an seinen HPCs ja Ladeleistungen bis max. 350 kW pro Ladeport anbietet und dafür braucht es dann schon eine dicke Gleichrichterstation samt Netzanschluss (oder später Speicher, wenn der Netzanschluss nicht ausreicht). Diese Anschlusstechnik steht weniger Meter nebenan und ist schon recht beeindruckend…und wird ggf. nicht ganz so einfach an allen bestehenden Filialen von Porsche zu realisieren sein – je nach Gegebenheit nur mit einem Pufferspeicher, der nach jedem Ladevorgang mit 50-100 kW aus dem Netz und/oder per Solargenerator) nachgeladen wird. Porsche erwartet damit beim Taycan und (allen?) anderen kommenden Fahrzeugen sehr beeindruckende Ladeleistungen: bis zu 400 km in nur 20 Minuten. Ob das in der Realität (Sommer, Winter…) auch so hinkommt, werden wir ab spätestens 2019 oder 2020 sehen, wenn die Fahrzeuge ausgeliefert werden und auf de Straße sind. Bis dahin: Design, Handling, technische Daten…alles top. Gruß an Tesla.

Noch Eins: Mit fiel die seltsame „nach rechts verschobene Anordnung“ der Ladestationen zu den Stellplätzen auf. Das liegt wohl daran, dass der Taycan seine Ladebuche rechts vorne bekommen wird. Dies muss dann wohl für alle kommenden Fahrzeuge auch gelten.

Zurück zu den beiden Typ2-Ladestationen. Diese entsprechend den Wallboxen, die Porsche seinen Kunden zur Montage im privaten Bereich anbietet. Schlicht, schwarz, reduziertes Design. Die Bedienung erfolgt via Touchfeldern und einem LCD-Display, an dem man den Freischalt-PIN eingibt und die gewünschte Ladeleistung („Current: 50 oder 100%“) eingibt. Und hier die Enttäuschung, denn gerade mal 20A einphasig (=4,6 kW) beträgt die maximale Ladeleistung dieser beiden Ladestationen. Für einen Porsche Hybrid mag das reichen (Vollladen in 3-4 Stunden), für eine schnelle Zwischenladung für Durchreisende (die Stadtautobahn Richtung Dresden oder weiter nach Berlin ist direkt daneben) ist das zu wenig, da ja immer mehr Elektroautos heute an AC mit 6,6 oder 7,4 kW geladen werden können. Von 11 (BMW i3) oder 22 kW (ZOE, smart ed mit Schnelllader) gar nicht zu reden – der Schwerpunkt liegt hier aber deutlich auf der schnellen Gleichstromladung, AC spielt da eben eine Nebenrolle.

Kommen sollte auch, dass man bei Porsche nicht nur den schicken Solar-Pylon aufstellt, sondern doch gleich die großen Dachflächen der Gebäude mit Solarmodulen zupflastert und Strom erzeugt. Platz genug wäre ja. Auch hier: Was nicht ist, kann ja noch kommen. Und Porsche könnte gleich ein Geschäft daraus machen: E-Auto, Ladetechnik, Solaranlage. Alle Komponenten sind ja auch hier vorhanden: E- bzw. Hybrid-Fahrzeuge, Wallbox, Solar-Pylon. Was man im Porsche-Zentrum sieht, will man doch auch zuhause. Bitte sehr, das sind die neuen Geschäftsfelder.

Fazit: Danke an Porsche für die Möglichkeit, unangekündigt eine kleine Tour zu bekommen und laden zu dürfen. Alle waren sehr freundlich und interessiert. Hier hat niemand, zumindest mir gegenüber, die Elektro-Strategie in Frage gestellt – und das ist das Wichtigste. Schon in der Mitte des Verkaufsraumes (darf man das bei Porsche eigentlich so nennen?) steht ein Hybrid und auch die Nachfrage soll spürbar angestiegen sein. Steht der Taycan erstmal im Laden und sind die Kunden ihn gefahren, wird es wohl auch dort kein Halten mehr geben. Dafür drücken wir Porsche (und allen anderen) die Daumen.

 

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